Zurück nach Windhoek

Zum Abschluss unserer Rundreise standen uns noch mal 800 km bevor.
Insgesamt hatte unser Tachometer am Ende der Reise 5000 km mehr zu verzeichnen. Auf etwa halber Strecke übernachteten wir noch in einem kleinen Game Reserve bei Ghanzi.Ich hatte eigentlich keine großen Erwartungen mehr, da wir von den bisherigen
Eindrücken eigentlich schon völlig erschlagen waren. Als uns dann nach dem Gate
gleich die ersten Strausse und Kudus über den Weg liefen, war ich aber gleich
wieder total happy. Die Strecke führte uns dann über Stock und Stein zu einer
kleinen Lobby mit Terrasse und direktem Blick auf ein schönes Wasserloch. Dort
tummelten sich weitere Strausse, Warzenschweine und Kudus. Der perfekte Abschluss
für unseren Urlaub. Einen Wunsch hatten wir aber noch: Wir wollten gerne einen
Blick auf die eigentlichen Ureinwohner des südlichen Afrikas werfen, den San.
Das Problem dabei ist, dass man meistens nur die Turi-Variante präsentiert
bekommt und hinter den alten Holzhütten stehen dann Satellitenschüssel und
Geländewagen. In diesem Falle hatten wir aber Glück: Die Campbesitzer hatte
umherwandernden San ein Plätzchen auf ihrem Grundstück angeboten, da diese um
ein wenig Wasser gebeten hatten. Die Regenzeit war in diesem Jahr eher mau
ausgefallen und obwohl die Ureinwohner mit allen Tricks arbeiten, ging es
dieses Jahr an die Substanz. Glück für uns. Man zeigte uns bei einem Rundgang
verschiedenste Pflanzen und Wurzeln und was man damit machen kann. Angefangen
von Kopf- und Rückenschmerzmittel bis hin zu Verhütungsmitteln ist alles in der
Natur vorhanden. Man muss nur wissen wie. Für mich sahen irgendwie alle Wurzeln
gleich aus. Am Schluss mussten wir mitarbeiten, als mit zwei Hölzern und
trockenem Stroh ein Feuer entzündet wurde. Uns wurde schnell klar, das
unsereiner in den Wüsten Namibias und Botswanas nicht lange überleben würde.
Beeindruckend, wie die kleinen Menschen neben den „modernen“ Dörfern noch ihr
einfaches und traditionelles Leben leben. Übrigens völlig friedlich.

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Okavango Delta

Da uns die Strecke von Kasane bis Maun ein bisschen zu lange war, legten wir einen Zwischenstopp in Nata ein. Ein abendlicher Ausflug in das nahegelegene Bird Sancturay war enttäuschend. Die Dame am Parkeingang zeichnete uns noch voller Euphorie eine Karte auf, nach der wir Pelikane, Flamingos und Strauße vorfinden sollten. Wir vermuten allerdings, dass die nette Dame bereits seit einigen Jahren selbst nicht mehr im Park war, denn wir sahen genau genommen: Nichts. Immerhin machte ich die Fahrt noch ein bisschen spannend, als ich an einem Wasserloch ein Stückchen zu weit in den Schlamm gefahren war und wir fast steckengeblieben wären. In sekundenbruchteilen schießen einem Gedanken durch den Kopf: Wann geht eigentlich die Sonne unter? Was macht man nochmal wenn man im Morast steckengeblieben ist? Und überhaupt: Wo sind wir eigentlich gerade (auf der handgezeichneten Karte)? Danach bin ich auf jeden Fall allen Schlammlöchern ferngeblieben. Nach einem leckeren Abendessen in Maun ging es dann endlich ins heißersehnte Okavango Delta.

Strausse on the run Abendessen am Thamalakane River

Um 7 Uhr sollten wir bereits am winzigen Flughafen sein. Statt einchecken und Gepäck aufgeben kam irgendwann jemand vorbei, hat unsere Namen gecheckt und unser Gepäck mitgenommen. Bereits um 7:30 Uhr hoben wir mit der kleinen Cessna ab. In so einer kleinen Maschine sind wir auch noch nicht geflogen. War fast wie Taxifahren, nur mit besserer Aussicht. Nach ein paar Minuten überflogen wir bereits die kleinen und großen Wasseradern und genossen diesen atemberaubenden Ausblick. Kurze Zeit später umkreisten wir schon die kleine Sandpiste auf der wir dann landeten. Moremi Crossing, so der Name unserer Lodge, war wirklich eine Oase mitten im Nirgendwo. Wir konnten uns schwer vorstellen, wie man all die Materialien zum Bau der auf Stelzen stehenden Zelte hergeschafft hatte. Beim derzeitigen Wasserstand dauert eine Bootsfahrt von Maun zum Camp etwa 4 Stunden.

Wie Taxifahren Blick von der Terasse der Lodge

Da wir früh dran waren, konnten wir gleich an einem morgendlichen Bootsausflug teilnehmen. Die Landschaft im Delta war wunderschön: Kleine Inseln ragten zwischen den Wasseradern hervor. Üppige Bäume wechselten sich mit riesigen Palmen ab. Zwischendrin immer wieder Papyrus und Schilf, aufgelockert durch die hübschen Seelilien. Nach einer Weile kreuzten wir den Weg von einigen Hippos, denen wir uns aber nur vorsichtig näherten. Die Viecher sehen zwar sehr lieb aus, sind aber für die meisten (tödlichen) Unfälle im südlichen Afrika verantwortlich. Somit genossen wir ihr Treiben aus der Ferne. Nach dem Bootstrip konnten wir die Aussicht auf das Moremi Reserve von der riesigen Terrasse genießen. Das Ganze wurde uns als riesiger Fernseher angepriesen und das war nicht übertrieben. Eine Herde Impalas graste direkt vor uns, ein Elefant überquerte den Fluss und kam auf das Camp zu, eine Horde Paviane hüpfte in den Palmen umher und darüber kreisten einige Seeadler. Wenn es ein Paradies gibt, muss es so ausschauen. Nach einem weiteren Bootstrip gab es noch ein leckeres Abendessen und ab in die Heia. Ich hatte ja noch eine große Klappe, als uns der Guide nicht ohne Begleitung zurück zu unserem Zelt lassen wollte. Nachts um kurz vor zwei hatte ich dann aber ein Einsehen: Ich wurde von einem rascheln aus den Büschen neben unserem Zelt wach und dachte zunächst an ein Wildschein. Als dann plötzlich ein Ast zerbrach, der mit ziemlicher Sicherheit nicht von einem Schwein zerbrochen werden konnte, blieb mir fast das Herz stehen. Direkt neben unserem Zelt stand großer Elefant und holte sein Abendbrot nach. Ich geriet ein bisschen in Panik und bewaffnete mich mit der Tröte, die uns für Notfälle überreicht worden war (so ein Ding, was auch gerne in Fußballstadien verwendet wird). Der Elefant war vielleicht 1-2 Meter von unserem Bett entfernt. Wieder 100 Gedanken: Kann der die Treppen hochkommen? Ist der Stamm des Holzgeländers wirklich ein Hindernis? Sebastian hatte mehr Panik davor, dass ich wirklich die Tröte betätige. Das Ganze ging bestimmt eine halbe Stunde, bis der Elefant unser Zelt umkreist hatte und von Dannen zog. Am nächsten Tag lachte sich die Campmanagerin halb schlapp, als wir ihr die Story erzählten. Meine Panik war also unbegründet. Elefanten sind scheinbar nicht an deutschen Touristen in großen Safarizelten interessiert. Die restliche Zeit im Delta genossen wir bei weiteren Ausflügen, einer Wanderung über die Insel und auf der besagten Terrasse. Von den Guides erfuhren wir viel Interessantes über die Tiere und Vegetation im Delta. Ein Elefantenbesuch wurde uns in der zweiten Nacht leider verwehrt, dafür weckte uns eine Horde Wildschweine, die munter unter den Bohlen unseres Zeltes umher rannte. Die zwei Tage gingen im Nu vorüber und ehe wir uns versahen, standen wir schon wieder am „Flughafen“ in Maun und die Zivilisation hatte uns zurück.

Hübscher Elefant Morgendlicher Ausflug mit einem Mokoro Afrikanischer Seeadler Man beobachtet uns Sundowner

 

Victoria Falls

Heute haben wir einen Ausflug zu den berühmten Victoria Fällen unternommen. Da wir schon von der komplizierten Einreise nach Simbabwe mit dem eigenen Auto gelesen haben, entschieden wir uns für eine geführte Tour von Kasane aus. Unser Guide stellte sich als “Brown Sugar” vor, ein kurzer Blick in seinen Reisepass enttarnte ihn dann immerhin mit zweitem Vornamen als “Brownie”. An der Grenze gab es dann wieder die üblichen Stempelorgien und einen Obolus von 25€ pro Person zu zahlen. Die Grenzbeamten haben dann sogar versucht, unseren einheimischen Guide über den Tisch zu ziehen. Also alles richtig gemacht, nicht selber zu fahren. In Simbabwe herrscht zur Zeit eine furchtbare Inflation, daher durften wir dort mit allem außer der eigentlichen Währung zahlen. Überall wollte man uns die Geldscheine mit Milliardenbeträgen andrehen, die vermutlich trotzdem nichts wert sind. Von weitem konnten wir bereits den Sprühnebel sehen, der über den Fällen bis zu 30m aufsteigt. Bei den Fällen angekommen waren wir dann wieder um 25€ pro Person ärmer, aber was will man machen. Da der Sambesi zur Zeit noch Hochwasser führt, waren die Wasserfälle und die Gischt extrem stark. Die gesamte Zeit wurde man von einem leichten “Regen” benieselt, der an manchen Stellen dann sogar Platzregenstärke erreichte. Bis zum “Danger Point” haben wir uns aber nicht vorgewagt. Die Leute kamen wie begossene Pudel von dort zurück. Die Victoria Fälle sind übrigens die breitesten Wasserfälle der Erde und mit 110m doppelt so hoch wie die Niagara Fälle. Auf dem Rückweg zum Auto gab es dann noch einen Close Encounter mit einem Warzenschwein, beim Essen dann mit einer riesigen Schlange (angeblich eine Cobra).

Regenbogen vor den Victoria Falls Victoria Falls Wo ist das Schwein?

Chobe Nationalpark

Auch die zweite Nacht in unserem Floating Tent blieben wir ohne ungebetenen Gast. Wir mussten früh aufbrechen, weil wir trotz Monsterstrecke noch rechtzeitig zum Mittagessen in Kasane sein wollten.

Früher Morgen am Okawango River

Die Strecke war zudem auch noch superlangweilig. Nach ca. 4 Stunden Fahrt geradeaus (Kurven gibt es einfach nicht) waren wir dann endlich an der Botswanischen Grenze angekommen. Also: Rein zum Namibianischen Grenzposten, Zettel ausfüllen, Stempel in den Pass und weiter geht’s. Am eigentlichen Übergang kam dann der Schreck: In unverständlichstem Englisch machte uns der nette Herr klar, dass uns so ein blöder Strassen-Nutzungs-Wisch fehlt, den es natürlich nur ca. 69km davor an einer Tankstelle zu kaufen gibt. Wie bitte? Das ganze kam einem „Gehe zurück auf Los“ gleich, nur ohne die 4000€ einzukassieren. Nach ewigem hin-und-her machte dann einer der Grenzer den Vorschlag, dass wir das Geld ja auch ihm geben können und er kauft dann bei nächster Gelegenheit den Wisch. Ein Schelm, der böses dabei denkt. War uns aber auch scheißegal, Hauptsache wir mussten nicht umdrehen. Als nächstes dann der Maul-und-Klauenseuche Checkpoint mit Wagen durchsuchen und Reifen und Schuhe desinfizieren. Als letztes dann noch der Botswanische Posten mit obligatorischer Eintrittsgebühr und Stempel im Pass. Puh! Geschafft. Schon begrüßte uns der erste Elefant auf offener Straße. Ab da ging es dann aber nur noch aufwärts. Die Kubu Lodge machte gleich einen super Eindruck. Auf der Riesen Terasse mit Blick auf den Garten und Fluß gab es ein schmackhaftes Mittagessen und uns liefen gleich ein paar Warzenschweine über den Weg.

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Um drei ging es dann mit dem Jeep in den Chobe Park, durch den der wunderschöne Chobe River fließt. Von den Big Five fehlten uns bislang ja noch drei (Büffel, Löwe, Leopard). Ab jetzt sind es nur noch zwei. Ganze Büffelherden zogen an unserem Wagen vorbei und als absolutes Highlight fanden wir am Schluss noch eine Löwin, die gerade auf ihre frisch erlegte Giraffe aufpasste. Die Löwin war noch ganz außer Atem, weil sie die Giraffe schon ein ganzes Stück weit hinter sich hergezogen hatte. Mehr konnten wir von diesem Abend nicht erwarten. Den kleinen süßen Elefanten nahmen wir natürlich auch noch gerne mit.

Büffel Noch mehr Büffel Nachwuchs Löwe mit Abendbrot

Unser zweiter Tag in Kasane begang mit einem freundlichen „Knock Knock – Your Wakeupcall“ um 5:30 Uhr. Um sechs ging es dann auf unseren morgendlichen Gamedrive. Die Elefanten waren wohl noch alle schlafen, dafür begrüßte uns gleich einer der beiden männlichen Löwen des Parks mit seiner stattlichen Mähne. Die Löwin vom Vorabend war zusammen mit ihren Freundinnen auch noch an der alten Stelle, die Giraffe war mittlerweile fast vertilgt. Im hohen Gras sahen wir auch noch den Nachwuchs der Familie herumtollen. Absolutes Highlight. Der Chobe Park ist übrigens nicht eingezäunt, auf der Hauptverkehrstrasse können einem also auch mal 100 Büffel über den Weg laufen (Am Abend selbst erlebt). Manchmal verirrt sich auch mal ein Elefant in die Stadt oder ein Löwe marschiert rüber nach Namibia. Am Nachmittag gab es dann noch eine Bootsfahrt auf dem Chobe River. Ich kann ja bald echt keine Elefanten mehr sehen, aber der U-Elefant (siehe Foto) hat mich dann doch vom Hocker gehauen. Ich hatte kurzzeitig echt Angst, dass wir den reanimieren müssen. Er hat’s dann aber selbst zum anderen Ufer geschafft und vor lauter Heißhunger die halbe Insel weggefuttert. Größtes Ziel waren für uns aber die Hippos, von denen wir dann auch reichlich gesehen haben. Meistens liegen die pummeligen Viecher ja faul im Wasser, am Abend gab es dann aber noch eine Family mit Nachwuchs in voller Größe zu bewundern.

IMG_1186 IMG_1167 U-Elefant IMG_1304 IMG_1227 IMG_1296

Morgen geht’s weiter zu den Victora Falls…

Durch den Caprivi Streifen in Richtung Botswana

Montag Morgen 6 Uhr: Raus aus den Betten und ab in den angenehm kühlen Morgen am Okawango River. Das Frühstück war richtig lecker und wir waren in Experimentierfreude: Bananen Marmelade (aus den in der Anlage gepflückten Früchten) und einige weitere Brotaufstriche wurden von uns probiert. Diesmal waren wir von nicht ganz so wilden Tieren umringt: Die drei Hunde und die Katze der Besitzer waren aber auch sehr aufgeweckt und hielten uns auf Trapp. Der Weg zur nächsten Unterkunft war dann zunächst richtig langweilig, bis die Straße vor uns samt nebenliegendem Feld überflutet war.

Zum Glück sind wir nicht einfach weitergefahren, sondern haben bei der Lodge angerufen. Mit einem kundigen Beifahrer haben wir dann die Untiefen umfahren und die kleine Offroad-Erfahrung hat so richtig Spaß gemacht.

Überflutete Straße

Nach ca. 20 Minuten waren wir gefühlt im Paradies angekommen. Unser Zelt schwimmt direkt auf dem Okawango und von der Terrasse aus haben wir bereits einige Elefanten, Flusspferde und einen Büffel gesehen. Am Abend ging es für uns dann noch auf einen Bootstrip auf dem Fluss. Die Ruhe wurde nur durch die gelegentlichen Rufe der Flusspferde oder Elefanten unterbrochen und das Licht war einfach traumhaft. Auf unserer Fahrt sahen wir einige Vögel, z.B. den Kingfisher. Als die Sonne schon fast untergegangen war, kamen die Tiere aus ihren Verstecken. Ein paar Hippos tauchten neben unserem Boot auf und eine große Elefantenfamilie nahm einen kühlen Drink am Fluss. Wir genossen das Schauspiel bei einem Bierchen und fuhren hochzufrieden zurück zur Lodge.

Eine Bootsfahrt die ist lustig! IMG_0890 Ein kühler Drink am Abend Krokodil Abendstimmung am Okawango Fauna

Die Nacht in unserem Floating Tent wurde von einem Konzert der Tiere begleitet. Ich dachte erst, ich würde nie einschlafen können: Auch die dritte Startbahn des Münchner Flughafens kann mit Sicherheit nicht mit den Grillen am Okawango mithalten. Das Grunzen der Flusspferde klang teilweise so laut, dass man die Dickhäuter direkt neben dem Zelt vermutete. Soll schon vorgekommen sein. Bis zum frühen Nachmittag verbrachten wir unsere Zeit im nahegelegenen Wildpark. Dieser war zwar wesentlich kleiner als Etosha, aber durch den dichten Bewuchs und den Fluss wunderschön anzuschauen. Ein paar Warzenschweine und Affen liefen uns über den Weg und eine Herde Moorantilopen kreuzte unseren Weg. Ein besonderes Highlight war der große Affenbrotbaum. Diese Giganten haben einen Durchmesser von bis zu 9 Metern. Den Rückweg trauten wir uns heute auch mal ohne Guide zu und haben es tatsächlich geschafft. Bei der sandigen Buckelpiste hat sich dann auch mal unser 4 WD Geländewagen gelohnt. Nachdem uns die Bootsfahrt am Vorabend so viel Spaß gemacht hatte, sind wir heute gleich nochmal mitgefahren. Als Dankeschön hat sich ein besonders hübscher Kingfisher wie ein Fotomodell vor meiner Kamera geräkelt.

Hübscher Kingfischer IMG_1019 IMG_0991 Affenbrotbaum Warzenschwein

Etosha Nationalpark

Heute sollte es endlich in den berühmten Etosha Park gehen, von dem wir schon so viel gelesen und gehört haben. Kurz noch etwas Proviant im nächsten Dorf besorgt und ab ging es durch das Anderson Gate hinein in den Park. Bereits nach wenigen Metern liefen uns bereits die ersten Giraffen und Zebras über den Weg. Ansonsten hatten wir tagsüber nicht viel Glück und haben uns gleich für den nächtlichen Game Drive angemeldet. Der war dann in vielerlei Hinsicht ein Erlebnis. Als Untertitel wäre auch „Durch die Wildnis mit 20 Elefanten und 14 Italienern“ durchgegangen. Tatsächlich hatten wir eine komplette italienische Reisegruppe mit älteren Damen an Bord, die die gesamten 3 Stunden durchgeschnattert haben. Seitdem ist unser italienischer Wortschatz um ein paar Brocken erweitert worden. Ich sage nur „Belissimo piccolo Elefanti“. Neben einer 20köpfigen Elefantenherde haben wir auf unserer Fahrt unter anderem noch 3 Spitzmaulnashörner und einige Giraffen entdeckt. Aber auch die kleineren Bewohner des Etosha Parks waren nett anzuschauen: Füchse, Hasen und Schakale. Überrascht wurden wir bei der nächtlichen Exkursion von der eisigen Kälte. Zum Glück hatten die Ranger einige Decken bereitgelegt, unter die wir uns innerhalb der drei Stunden immer weiter verkrochen.

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Unser zweiter Tag in Etosha begann am frühen Morgen mit einer Fahrt auf eigene Faust zu den Wasserlöchern der Umgebung. Wir dachten eigentlich, dass morgens am meisten los sei. Außer ein paar Elefanten und Zebras hatten wir aber zunächst kein Glück. Seltsamerweise ging aber um die Mittagszeit auf einmal die Post ab. Wir konnten uns vor Elefanten kaum retten, an einem Wasserloch waren auf einmal mehr als 30 der grauen Riesen versammelt. Von allen Seiten strömten sie heran, manche schlichen sich sogar von hinten ganz knapp an unserem Auto vorbei. Eins haben wir gleich gemerkt: Wenn die Elefanten kommen, haben die anderen Tiere Sendepause. Waren vorher noch viele Springböcke, Gnus,  Oryxe und Zebras am Wasserloch, waren es auf einmal nur noch Elefanten. Selbst ein einzelner Löwe, der das Schauspiel zunächst aus der Ferne mit angeschaut hatte, war plötzlich verschwunden. An einem weiteren Wasserloch konnten wir auch Giraffen und Strauße beim Trinken beobachten. Am Nachmittag fuhren wir dann ein weiteres mal auf Pirschfahrt. Dabei haben wir es dann reichlich vermasselt. Alle Autos müssen bis Sonnenuntergang zurück in den Camps sein, dass wussten wir. Wir hatten auch genügend Zeit eingeplant, um dahin zurückzukommen. Dummerweise sind wir aber an irgendeiner Stelle falsch abgebogen und wussten plötzlich nicht mehr, wo wir wahren. Die Wegweiser in Etosha sind größtenteils völlig unlesbar und somit keine Hilfe. Die Sonne war schon komplett verschwunden und langsam gerieten wir in Panik. Einen Anschiss im Camp zu bekommen war da noch unser kleinstes Problem. Ich sah uns schon mitten zwischen den Tieren im Auto übernachten. Zum Glück haben wir dann aber noch die richtige Piste zurück zum Camp gefunden (vermutlich mehr Glück als Verstand) und kamen nur wenig verspätet am noch nicht verschlossenen Tor an. Auf den Schrecken gab’s dann erst mal ein kühles Windhoek Lager am Camp eigenen Wasserloch.

IMG_0777 IMG_0767 Zebra in Action

Nach unserer zweiten Nacht im Okaukujeo Camp im Süden des Etosha Parks brachen wir Richtung Nordosten auf. Ziel war das Namutoni Camp. Auf dem Weg nahmen wir natürlich noch sämtliche Wasserlöcher mit (und damit sind nicht die Swimmingpools gemeint). Teilweise quetschten sich bis zu 20 Giraffen gleichzeitig ans Wasser und es ist wirklich interessant, ihnen beim Trinken zuzuschauen. Schon mal im Handstand getrunken? So ungefähr geht es denen jedes Mal. Also immer schön langsam trinken, gell. In der Umgebung tummelten sich mehr als hundert Zebras und auch die Strauße ließen nicht lange auf sich warten. Beeindruckend! In der Nähe unseres nächtlichen Lagers gab es dann noch eine Besonderheit zu bestaunen: Die kleinste Antilopenart Etoshas: Damara-Dikdiks. Beim ersten Mal musste ich echt lachen, weil ich sie nicht soooo klein erwartet hätte. Mit dem treuen Dackelblick hätte ich am liebsten gleich eins eingepackt. Aber ich habe ja schon ein Erdmännchen und ein Warzenschwein im Gepäck. Wir wollen ja mal nicht übertreiben. Namutoni war gegenüber Okaukuejo eine wirkliche Oase der Ruhe. Im Innenhof des wiederaufgebauten Forts aus der deutschen Kolonialzeit ließ sich prima Abendessen und auch am Wasserloch ging es beschaulicher zu. Da es nichts weiter zu tun gab, gingen wir heute sogar schon um 8 ins Bett.

Prost! Namutoni Camp IMG_0821 Abendessen am Lagerfeuer

Über Omaruru zur Vingerklip Lodge

Am Dienstag ging unsere Reise von der Küste ins Landesinnere. Auf dem Weg zur Namib Guestfarm machten wir einen Abstecher zur Spitzkoppe, einem sehr markanten Berg inmitten der flachen Wüstenlandschaft. Was von weitem noch eher langweilig ausgeschaut hat, entpuppte sich von nahem als ein Paradies aus Gesteinsformationen. Riesige Kugeln schienen jeden Moment von den glatten Flächen abzurutschen, monströse Felsblöcke sahen aus wie Zähne von Riesen und Steinbögen erinnerten mich an die Nationalparks der USA. Beim Mittagessen im Schatten eines Baumes hatten wir dann ein Erdmännchen zu Gast, welches auch auf dem Laufsteg von „Germany’s next Top Model“ eine gute Figur gemacht hätte. Ich habe es auf jeden Fall von allen Seiten abgelichtet.

Spitzkoppe mit unserem Hilux Steinbogen bei der Spitzkoppe Erdmännchen

Der Abend auf der Namib Guestfarm war dann unsere erste echte Namibia-Erfahrung. Auf dem Hof rannten jede Menge Hühner herum, überall brummte und summte es und beim Abendlichen Lagerfeuer gab es einiges von der Familie Seibolt zu lernen. Besonders der 18jährige Sohn der Familie war in Plauderlaune: Erstes Luftgewehr mit 3, erster geschossener Bock mit 7 und Autofahren mit 9 klingt schon spannend. Außerdem wissen wir jetzt, wie man einen angreifenden Leoparden zur Strecke bringt, wenn alles andere versagt: Arm in den Hals stecken, Zunge gut festhalten und warten, bis er erstickt ist. Ich werde es bei nächstbester Gelegenheit ausprobieren. Das Abendessen bestand diesmal aus Warzenschweinkeule und Oryx Steak, beides äußerst lecker. Schade, dass man bei uns daheim auf Rind, Schwein und Geflügel beschränkt ist.

Der Mittwoch lässt sich mit den Worten „Essen und Autofahren“ sehr gut beschreiben. Mittlerweile fühlen wir uns übrigens durch ein Ehepaar aus Kassel regelrecht verfolgt (könnte aber auch daran liegen, dass wir beide den gleichen Reiseführer haben). Warum sonst sollten wir uns heute zum dritten Mal treffen, und das auch noch bei einer Bäckerei mitten im Nirgendwo. Dort gab es übrigens zwei leckere Burger mit Coke Zero, danach noch ein Plunderteilchen und das Ganze für nicht mal 8 Euro. Kurz darauf kamen wir auch schon bei der Vingerklip Lodge an und genossen den restlichen Nachmittag am Pool. Der Ausblick von unserem Chalet  ist einfach überwältigend. Zum Abendessen ging es dann einige Spitzkehren und 160 Metallstufen hinauf zum „Eagles Nest“, direkt an der Kante der Steilwand. Oryx ist zur Zeit scheinbar angesagt, schmeckt aber immer noch lecker. Der Abstieg bei Dunkelheit verlief unspektakulär, wir Streber hatten aber auch unsere Taschenlampe dabei.

Blick von der Terasse unserer Lodge Blick von der Vingerklip auf das South Plateau Unbekannter Vogel ;-) Maus

Nachdem wir bislang jeden Tag mit dem Auto unterwegs waren und bereits 1500 km hinter uns hatten, entschlossen wir uns am Donnerstag zu einem entspannten Tag in der Vingerklip Lodge. Nachdem wir von einem grandiosen Sonnenaufgang aufgeweckt wurden, unternahmen wir eine zweistündige Wanderung zur namensgebenden Vingerklip, einer Gesteinsformation in Form eines Fingers. Die Ruhe und Aussicht von dort war phänomenal, wir waren mal wieder mutterseelenallein. Danach war erst mal relaxen am Pool angesagt. Am Abend wagte ich mich dann nochmal alleine in die weite Prärie, um das „South Plateau“ zu erkunden. Da ich den richtigen Weg dorthin ohnehin verpasst hatte, ging ich kurzentschlossen querfeldein. Der Dank dafür war einerseits eine schöne Aussicht von einem kleinen Hügel, andererseits aber auch tausende kleine Stacheln von irgendwelchen Büschen, die bis durch die Schuhe in die Füße gingen. Selbst am nächsten Tag habe ich von den Biestern noch einige gefunden. Irgendwann auf meinem Weg habe ich dann ein undefinierbares grunzen gehört. War vermutlich ein Warzenschwein, hat mir aber einen tierischen Schrecken eingejagt. Vielleicht gibt es ja doch Leoparden hier und ich muss gleich meine Selbstverteidigungsstrategie ausprobieren? Nachdem ich diesen Bericht noch verfassen konnte, ist offensichtlich nichts weiter passiert.

South Plateau im Abendlicht Panorma von der Vingerklip aus

Swakopmund und Living Desert Tour

Man hatte uns hinreichend vor diesem Ost-Wind gewarnt. Aber wir nur: „Ja, ja, so´n bisschen Wind kann uns schon nicht erschüttern“. Heute haben wir erfahren, was ein starker Ostwind (Backofentemperatur) in Kombination mit Sand so bedeutet. Das Hautpeeling war auf jeden Fall gratis.

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Wir haben am Vormittag also Plan B ausgepackt und das Museum in Swakopmund besucht. Am Nachmittag stand dann die sagenumwobene „Living Desert“ Tour auf dem Programm. Wir hatten schon viel darüber gehört, also konnten wir der Tour um die „Little Five“ nicht wiederstehen. Pünktlich wurden wir von Doug und seinem Landrover vor Meikes Guesthouse abgeholt und ab ging es in die nahegelegenen Dünen der Namib Wüste. Wenn Biologieunterricht in der Schule mal so spannend gewesen wäre, wäre ich vermutlich Tierarzt geworden. Es wurden Bilder in den Sand gezeichnet, Geckos ausgegraben und Chamäleons mit Maden aus den Büschen gelockt. Am Ende stand noch eine atemberaubende Achterbahnfahrt durch die Dünen auf dem Programm, die nur noch durch den Sonnenuntergang übertroffen wurde. Unterm Strich: Verdammt unterhaltsame 4 Stunden und ein Gecko-Lächeln, dem wohl keiner wiederstehen kann (siehe Beweisfoto).

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Abgerundet wurde der Tag durch ein leckeres Abendessen im Hansa-Hotel. Den Charme der Kolonialzeit kann man hier schlecht beschreiben, das Essen war auf jeden Fall saulecker. Pianospieler und uniformierte Bedienstete inklusive.

Namib Desert Panorama

Von Windhoek bis Swakopmund

Die ersten drei Tage kommen uns vor wie eine Woche, so viel haben wir bereits erlebt. Am ersten Abend wurden wir gleich “lekker” von einem Ur-Südwester mit gegrilltem Fisch und Live Championsleague verwöhnt. Das war auch bitter nötig, nachdem ich Sebastian nach dem langen Flug auch noch durch halb Windhoek gehetzt hatte. Eigentlich hätten wir dort sowieso nichts an Sehenswertem gefunden (Stadtplan vergessen), ein netter schwarzer hat uns dann aber den Weg gewiesen. So gab es dann doch noch Reiterstatue und Christuskirche zu sehen.

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Am zweiten Tag ging es für uns dann am frühen Morgen weiter Richtung Süden über den Spreetshoogte Pass. Hier durfte Sebastian sein Offroad Talent mal richtig unter Beweis stellen, als sich die Strasse abwerwitzig steil in die Höhe schlängelte und uns auch noch andere Autos entgegen kamen. Überhaupt ist das Fahren in Namibia echt abenteuerlich. Asphaltstraßen gibt es so gut wie keine, über die Schotterpisten lässt sich aber auch sehr gut mit 120 Sachen bügeln. Allerdings bekamen wir schon mehrfach den Hinweis, dass unser Toyota Hilux ab 120 „hinten sehr leicht wird“. Also schnell noch ein bisschen extra Proviant (Bier, etc.) gekauft. Gegen Nachmittag erreichten wir unser erstes großes Zwischenziel, die Namib Desert Lodge in der Nähe der Sossuvlei Dünen. Eine Oase mitten in der Namib Wüste. Keine Ahnung, wo hier das Wasser herkommt, hat angeblich 20 Jahre lang nicht geregnet. „Alles ganz umweltfreundlich“ versicherte uns einer der deutschsprachigen Guides. Früh ging es für uns ins Bett, denn…

… am dritten Tag durften wir bereits um 4:45 Uhr aufstehen. Die zweithöchsten Dünen der Welt sollen nämlich bei Sonnenaufgang so richtig knorke ausschauen. Also mit Affenzahn durch die Dunkelheit losgedüst, um bei Öffnung des Parks ganz vorne mit dabei zu sein. Das letzte Stück Piste vor den berühmten Dünen war dann wirklich noch eine Herausforderung. Sandpiste, nur für 4×4 Fahrzeuge freigegeben. Treu nach Jans Motto „Viel hilft viel“ wurde dann einfach das Gaspedal durchgetreten, damit die Gefahr schneller vorbei ist. So waren wir dann auch schon gegen 7:15 Uhr am Ziel und hatten die berühmteste Düne vor Augen. Also: Stiefel geschnürt, Wasser eingepackt und Sunblocker aufgetragen, und auf gings nach oben. Wegbegleiter waren seltsame kleine Käfer, die sich mit dem Allerwertesten zuerst in den Sand eingegraben haben. Sebastian versuchte sich dann noch im „Auf dem Hosenboden Runterrutschen“, was aber eher im „Sand in den Gesäßtaschen sammeln“ endete. Insgesamt hatten wir aber genug Sand für eine eigene kleine Düne in den Schuhen. Trotzdem: Tolles Erlebnis und beeindruckende Landschaft. Der Nachmittag wurde dann am eiskalten Pool in unserer Anlage verbracht. Frisch erholt ging es dann am Abend noch auf eine Tour durch die Umgebung inklusive Gin-Tonic bei Sonnenuntergang. Die endlosen Weiten der Namib Wüste sind echt beeindruckend und durch Fotos schwer festzuhalten.

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Vierter Tag: Endlich mal ausschlafen. Nachdem wir bereits um 20 Uhr todmüde ins Koma gefallen sind, waren wir bereits um 7 morgens topfit. Auf dem Weg zurück nach Norden hielten wir Mittags in der kleinen Stadt Walvisbay. Dort gab es bei der Bäckerei Probst, die seit 57 Jahren in Deutscher Hand ist, Hawaiischnitzel mit Pommes und panierten Fisch mit Kartoffelsalat. Die Schwarzwälder Kirschtorte konnte ich mir gerade so verkneifen. Kurz darauf erreichten wir die deutscheste Stadt südlich des Äquators: Swakopmund, Wenn man es nicht gesehen hat, glaubt man’s auch nicht: „Altes Amtsgericht“, „Kaiserhof“ und „Brauhaus“: Alles wie in Deutschland. Ansonsten ein niedliches kleines Städtchen, wunderschön am Meer gelegen, die Straßen breit wie die Leopoldstraße, aber nicht asphaltiert. Wir genossen ein paar leckere Drinks an der Uferpromenade und ließen einfach mal die Füße baumeln. Ich hatte mein persönliches Highlight dann noch beim Sonnenuntergang fotografieren: Warum kommt eigentlich nach 100 normalen Wellen immer so eine Turbo-Riesenwelle? Es könnte ja auch ruhig mal so eine „Ich warne den Berki kurz vor-Welle kommen“. Aber nein: Füße nass, Hose nass, Fotoapparat gerade noch so gerettet. Dafür aber ein paar geile Bilder geknipst. Zum Ausklang des Tages gab es dann noch leckere Steaks (Berki: Springbok, Basti: 500g Knoblauch-Rumpsteak) bei Kücki‘s.

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